Die Geschichte unserer Familie
Ein Buch für Familien, die sich mit Hilfe der Spendersamenbehandlung gebildet haben (www.famart.de)
Tiziana Rinaldi, Petra Thorn
Viele hundert Kinder werden jährlich in Deutschland mit Hilfe einer Samenspende gezeugt. Für die Eltern bedeutet die Geburt ihres Kindes, dass ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Die Art der Zeugung ist in den ersten Jahren nach der Geburt ein eher unwichtiges Thema, denn es gilt, die Umstellung von einem Leben zu zweit zu einem Leben als Eltern mit einem Säugling und dann Kleinkind zu meistern. Irgendwann jedoch stellt sich für alle Eltern die Frage, wie sie damit umgehen, dass sie ihr Kind mit Hilfe des Samens eines anderen Mannes gezeugt haben.
Seit einigen Jahren entscheiden sich immer mehr Eltern dazu, mit der Zeugungsart offen umzugehen und ihr Kind darüber aufzuklären. Sie möchten vermeiden, dass sie mit der Last eines Geheimnisses leben und sie möchten ihren Kindern offen und ehrlich begegnen. Auch denken manche Eltern, dass Kinder das Recht haben zu wissen, von wem sie abstammen. In einigen Fällen haben Eltern mit Freunden oder Verwandten über ihre Bemühungen gesprochen, ein Kind mit einer Samenspende zu zeugen. In diesen Fällen möchten die Eltern verhindern, dass ihr Kind durch Außenstehende von der Zeugungsart erfährt. Dieses Buch unterstützt Eltern, die mit ihrem Kind über die Samenspende sprechen möchten. Es ist für Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren gedacht. Dies ist das Alter, in dem Kinder neugierig sind und sich sehr dafür interessieren, woher denn Babys kommen – ein idealer Zeitpunkt, um mit einfachen Worten zu erklären, dass manche Eltern die Unterstützung eines Arztes und den Samen eines anderen Mannes benötigen, um ein Kind zu zeugen. Ideal ist dieses Alter auch, da Kinder mit dem Wissen über ihre Zeugungsart groß werden und es für sie zu ihrer Familiengeschichte wird. Ein Bruch in ihrer Identitätsentwicklung kann damit vermieden werden.
Nicht wenige Eltern haben allerdings auch große Bedenken. Sie befürchten, dass ihr Kind mit anderen über die Zeugungsart sprechen könnte und nicht nur das Kind selbst, sondern auch ihre Familie deswegen abgelehnt oder mit negativen Reaktionen konfrontiert werden könnten. Letztendlich ist die Familienbildung mit Spendersamen nicht die übliche Art, eine Familie zu gründen. Es ist natürlich kaum vorhersehbar, wie andere tatsächlich darauf reagieren. Wenn Eltern allerdings souverän und selbstsicher mit der Zeugungsart umgehen und mit ihrem Kind offen darüber sprechen, wird sich diese Selbstsicherheit auch auf das Kind übertragen. Für das Kind wird es gewissermaßen zu seiner Normalität, die es anderen gegenüber gut vertreten kann. Viele Eltern berichten, dass die Reaktionen Außenstehender letztendlich weit weniger negativ waren als sie vermutet hatten; häufig waren Außenstehende neugierig und stellten viele Fragen. Sollten jedoch tatsächlich einmal verunsichernde Reaktionen kommen, so können Kinder, die eine gewisse Selbstsicherheit haben, damit umgehen. Selbst wenn sie mit deutlich negativen Reaktionen konfrontiert sind, wissen sie, dass sie mit ihren Eltern darüber sprechen können und von ihnen aufgefangen werden.
Die Aufklärung über die Zeugung mit einer Samenspende ist kein einmaliges Gespräch. In der Regel nehmen Kinder dieses Thema immer wieder auf und möchten das Buch wiederholt vorgelesen bekommen. Wenn sie etwas älter sind, stellen sie ausführlichere Fragen und dann können Eltern auch Details der Behandlung erzählen oder berichten, wie es ihnen als Paar in dieser Zeit ging. Bitte bedenken Sie, dass die Bedürfnisse von Kindern sehr unterschiedlich sein können und dass manche Kinder eher viel und andere eher weniger Interesse an dem Thema ihrer Zeugung haben. Das Buch dient vor allem dazu, dass Sie als Eltern einen Anfang wagen und Ihnen das Vorhaben, Ihr Kind aufzuklären, erleichtert wird.
Das Buch ist so gestaltet, dass Sie auf manchen Seiten Bilder Ihrer Familie und Ihres Kindes einkleben können. So entsteht für Sie und Ihr Kind ein ganz persönliches Buch. Die Stellen, an denen Bilder eingeklebt werden können, sind im Buch markiert.
Den Abschluss des Buches bildet der Bericht einer Familie, die zum Zeitpunkt des Erfahrungsberichts drei Kinder im Kindergartenalter haben. Die Eltern schildern, wie sie die Aufklärung umgesetzt haben und wie ihre Kinder damit umgehen.