Die Integration formaler Methoden zur Spezifikation von Informationssystemen
Jörn Mordau
Informationssysteme sind komplexe Gebilde, die eine Vielzahl logischer Interdependenzen aufweisen. Der adäquate Umgang mit diesen logischen Abhängigkeiten ist für die Qualität des Endproduktes von entscheidender Bedeutung. Die Verwendung formaler Methoden, die auf der Mengenlehre und der Prädikatenlogik erster Stufe basieren, werden hier als ein hilfreiches Mittel angesehen. Das Besondere sind allerdings nicht die formalen Methoden an sich, sondern ihr spezieller Zuschnitt auf die Problemklasse ‚Betriebliche Informationssysteme‘ bzw. ‚Standardisierte Betriebliche Informationssysteme‘. Den Ausgangspunkt bildet die Überlegung, dass eine formale Behandlung nur dann erfolgversprechend sein kann, wenn sie in ein Entwicklungsumfeld eingebettet wird, in dem auch alternative Darstellungsmethoden ihre Daseinsberechtigung haben. Außerdem muss das formale Werkzeug auf ein vorhandenes Grundmodell ausgerichtet sein. Die Formeln eines Gegenstandbereichs werden in Templates dargestellt, die neben formalen Teilen auch Raum für verbale Umschreibungen bieten. Selbst logisch ableitbare Sätze sowie modale, also mögliche Zustände beinhaltende Aussagen, können eingebunden werden. Weitere Schwerpunkte bilden die formale Herleitung von Teilmodellen sowie deren Übertragung in graphisch orientierte Darstellungen. Der schwierige Übergang von der Anwendersprache zur Formel wird über Prädikatorenregeln vollzogen, die auch im Bereich der natürlichsprachlichen Softwareentwicklung, verwendet werden. Die Anwendungsbezogenheit unterstreicht darüber hinaus die exemplarische Verwendung eines hochschuleigenen Prüfungsverwaltungssystems als durchgängiges, praktisches Fallbeispiel. Es ist klein genug, um als Demonstrationsobjekt überschaubar zu bleiben, weist aber im Aufbau – man denke etwa an das Regelsystem der Prüfungsordnung – viele Parallelen zu komplexen betrieblichen Informationssystemen auf. Alles in allem wird mit diesem Buch der umfassende Versuch unternommen, entwicklungs- wie darstellungstechnisch den schwierigen Brückenschlag zwischen unterschiedlichen, konkurrierenden Methoden zu ermöglichen und mit diesem integrativen Ansatz die jeweiligen Stärken selektiv zur Spezifikation von Informationssystemen nutzbar zu machen.