Die Juden im Frankenreich
Von den Merowingern bis zum Tode Ludwigs des Frommen
Christof Geisel
Die gängige Vorstellung vom mittelalterlichen Judentum kreist um die Begriffe Ghetto, Wucher, Pogrom und Kammerknechtschaft. Diese Untersuchung über die Lebensbedingungen der Juden im merowingischen und karolingischen Frankenreich ergibt jedoch ein anderes Bild. So legt die Prüfung der Quellen zwar den Schluß nahe, daß sich die um das Jahr 600 verstärkt auf merkantile Tätigkeiten verlegten. Zugleich scheint die Sonderstellung, die diese ökonomische Umorientierung bedingte, bei der christlichen Umwelt aber noch keine Ressentiments und Anfeindungen hervorgerufen zu haben. Vielmehr läßt sich bis zum Ende des Berichtszeitraums ein überdurchschnittliches Sozialprestige der religiösen Minderheit diagnostizieren.