Die kleine Welt am Strom
Erzählungen und Gedichte
Georg Britting, Gerd Burger, Sepp Frank, Tom Meilhammer, Arthur Schnabl
„Jakob war aufgestanden im schwankenden Boot, wie der Richter aufsteht, wenn er den Urteilsspruch fällt, und im kalten Richterton sagte er dem Heinrich, daß er jetzt sterben müsse, und er solle jede Hoffnung aufgeben, und bald sei das Wasser so weit, und er wolle bleiben und zusehen. Und er setzte sich wieder, beachtete den Verurteilten nicht mehr, sah irgendwo hin in die Weite, sah zu, wie die Wellen sich gegen die Bootspitze warfen, wie die Spitze sich hob und senkte, wieder und wieder, und hörte gar nicht mehr auf den Tobenden am Fenster, als habe er ihn längst vergessen.“
Georg Britting wurde 1891 in Regensburg geboren. Die Stadt und der Fluß, der sie durchfließt, bilden auch den Hintergrund seines berühmtesten Buchs. Aber Britting ist kein Heimat- oder Provinzdichter, der von blau-weißen, barocken, bayerischen Lebensfreuden zu berichten weiß. Die kleine Welt am Strom ist kein Idyll; Ehebruch, Ehrverlust, Brudermord, Selbstmord, Töten der Kreatur im Allgemeinen, das sind die Dinge, die diese Welt bestimmen und die sie zum Abbild der großen machen. Seine Figuren sind verkleidete Wilde, Urmenschen in Knickerbockern.
Auch die Natur ist nicht zahm und idyllisch: Der Strom, an dessen Ufern sich all diese menschlichen Tragödien abspielen, ist nicht versöhnlich und harmonisch, sondern der große Gleichgültige, in dem man sich ertränkt oder ertränkt wird.
Britting sieht genau hin. Und er kennt die Menschen. In seiner unnachahmlichen Sprache und einer maßlosen Lust am Unheimlichen und Grotesken spürt er der Frage nach, wie das Böse immer und immer wieder entsteht.
„Vielleicht ist unser ganzes Weltbild falsch. Wir vergessen die dunkle Tiefe, das Grauen, das uns täglich umgibt, das uns nahe gerückt ist. Man weiß nicht, wie der Mensch eigentlich ist. Gut auf keinen Fall. Jedenfalls gibt es nichts, was es nicht gibt. Man müsste also auch in der Dichtung alles Licht auf dem dunklen Hintergrund aufbauen und den wunderlichen Mut bewundern, mit dem wir zu leben wagen.“
Der Strom;
Der Franzose und das Ferkel;
Grüne Donauebene;
Der unflätige Hirte;
Bayerischer Sonntag;
Brudermord im Altwasser;
An der Donau;
Hochwasser;
Donaunachmittag;
Fischfrevel an der Donau;
Steht ein Fisch in der Flut;
Lästerliche Tat;
Die Kapelle;
Das Haus zur heiligen Dreifaltigkeit;
Die kleine Welt in Bayern