Die Komponistin Ethel Smyth (1858-1944)
Ursachen von Anerkennung und Misserfolg
Michaela Brohm
Michaela Brohm
Die Komponistin Ethel Smyth (1858-1944)
Ursachen von Anerkennung und Misserfolg
352 Seiten. 2007. Preis 29,90 Euro. ISBN 978-3-938807-46-0. Rhombos-Verlag, Berlin.
Ethel Smyth (1858-1944) war eine herausragende Komponistin und eine außergewöhnliche Frau: Kritiker hielten sie für die berühmteste Komponistin ihrer Zeit, Bruno Walter nahm an, ein dauerhafter Platz in der Musikgeschichte sei ihr sicher und Thomas Beecham beschrieb sie als eine der bemerkenswertesten Frauen nicht nur seines eigenen Landes. Sie studiert in Leipzig, kämpft als Suffragette für das Frauenwahlrecht, wird inhaftiert, schreibt Essays, Belletristik und politische Analysen. Virginia Woolf ist ihre letzte große Liebe, bevor sie 86jährig in London stirbt.
Zu Lebzeiten erfährt Smyth Anerkennung durch viele ihrer Zeitgenossen. Zudem dokumentieren Rundfunkaufnahmen und Schallplatteneinspielungen, zahlreiche Ehrendoktortitel und die Erhebung in den Adelsstand den frühen Erfolg ihres Werkes. Dennoch folgt nach ihrem Tod eine fast 70jährige Rezeptionspause, die erst durch eine aktuelle Werkrenaissance durchbrochen wird.
In diesem Band werden die Ursachen von Anerkennung und Misserfolg im kompositorischen Bereich am Beispiel Ethel Smyth untersucht. Die Autorin geht davon aus, dass (abgesehen vom unklar definierten Terminus „Genialität“) bestimmte Faktoren die künstlerische Durchsetzungsfähigkeit begünstigen, beziehungsweise – in ihrer Umkehrung – das relative Scheitern fördern. Das kompositorische Werk und die psychosozialen biographischen Faktoren stehen im Zentrum der Analyse: Werkimmanente und historische Einflüsse, musikgeschichtliche Situationen, Geschlechts- und Sexualcharakter, Status und Identität, Außenseiterstellung, Verhaltensdispositionen u.a. werden thematisiert und zu einem multikausalen Geflecht verwoben.