Die Kunst des Selbstrasierens
Hamburger Sozialdemokraten im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ein dokumentarischer Roman
Jens Gärtner
Dies ist die Geschichte von jungen Menschen, die sich mit Leib und Leben für die Weimarer Demokratie eingesetzt haben. Einer von ihnen ist Heinz Gärtner, der als 15-jähriger in seiner Schulabschlussarbeit 1931 bewies, dass jeder wissen konnte, was die Nationalsozialisten im Schilde führten: Das Hitler zu wählen bedeutete, sich für eine nationalsozialistische Diktatur und den Krieg, für die Vernichtung von Juden, Sozialdemokraten, Kommunisten und anderen „Randgruppen“ der Gesellschaft zu entscheiden.
Widerstand im Dritten Reich wird meist in Verbindung mit der Weißen Rose oder dem 20. Juli genannt. Es gibt aber auch viele andere Menschen, die unbeachtet von der Öffentlichkeit ihr Leben für die Freiheit einsetzten. In Hamburg organisierten kleine Gruppen von Sozialdemokraten und der sozialistischen Arbeiterjugend unter Einsatz ihres Lebens Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Wie wird man Widerstandskämpfer? Was heißt es, Widerstand zu leisten? Was bedeutet das für die Familien der Jugendlichen? Worüber diskutieren die jungen Sozialisten in dieser Zeit? Welche Auseinandersetzungen führen sie untereinander über den richtigen Weg? Wie weit ist der Einzelne bereit zu gehen? Wie geht man mit den Spitzeln in den eigenen Reihen um?
Diesen Fragen geht dieses Buch nach, in dem es anhand von Originaldokumenten, Tagebüchern, Interviews und Briefen die Linien der jungen Widerstandskämpfer nachzeichnet und ihren Alltag, ihr Leben, ihre Ängste und Gefühle beschreibt. Heinz erlebt den Kampf der sozialistischen Arbeiterjugend, das Konzentrationslager, den Tod der Mutter, das Gefängnis und später Krieg und russische Kriegsgefangenschaft. Dennoch bleiben Zweifel, ob er genug getan hat, um die große Katastrophe zu verhindern.
„Die Kunst des Selbstrasierens“ ist einerseits die Tarnschrift des sozialdemokratischen Widerstands, andererseits aber durchaus auch als Metapher zu verstehen.