Die Mama und die Hure
Das Drehbuch
Jean Eustache
Ein junger Mann ohne Einkommen und Beruf (Alexandre) lässt sich durch den Pariser Sommer treiben, sitzt in Cafés herum, diskutiert mit Freunden über Filme und Literatur und liest Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Er läßt sich aushalten von Marie (der „Mama“), die eine Boutique führt, und lernt zudem die Krankenschwester Veronika (die „Hure“) kennen. Er pendelt zwischen Marie und Veronika hin und her und macht ihr am Ende auch einen Antrag, doch vergeblich. Eine klassische „ménage à trois“ zwischen Melancholie und Erstarrung.
Dreieinhalb Stunden dauert dieser äußerst formbewusste und stilisierte Film: Alexandre liest Proust oder die „Monde“, flaniert auf dem Boul’ Mich’, hört Musik, telephoniert, ißt, trinkt und diskutiert ausgiebig, ja er redet fast ununterbrochen, zitiert Bücher und Filme, erzählt Quatsch; Sex zu zweit und zu dritt, Eifersuchtsszenen, ein Selbstmordversuch, eine Abtreibung; man trifft sich in ‚La Coupole‘ oder in „Les Deux Magots“, in Maries Wohnung lebt und schläft man auf dem Boden; lapidar bedient man sich eines rüden Jargons, aber man sagt „Sie“ zueinander.