Die teuflische Komödie
Gisela Elsner, Christine Künzel
Ort: die Erde. Zeit: die nähere oder fernere Zukunft – nach dem Zusammenbruch eines Vierten Reichs. Der Menschheit droht die Vernichtung durch einen nuklearen Krieg. Die Regierungsmitglieder der wichtigsten westlichen Staaten haben sich in Satelliten geflüchtet, um dem Inferno zu entgehen.
Doch dann kommt alles ganz anders: Die Welt wird in letzter Minute gerettet – und zwar durch eine Revolution. Die sogenannten Gleichmacher versuchen, nach ihrem Sieg ein sozialistisches System zu etablieren – nicht gewaltfrei. Es wird grausam gefoltert und leidenschaftlich hingerichtet. Doch bei Gisela Elsner wird die Racheorgie bis zur Burleske getrieben. Nach dem Vorbild der russischen Revolution werden Volkskommissare eingesetzt, um eine provisorische Regierung zu bilden.
Elsner hatte offenbar Spaß daran, die absurdesten Kommissariate zu erfinden, so einen Volkskommissar für Meinungsmanipulationsahndung, eine Volkskommissarin für Familienentflechtung oder gar einen Volkskommissar für Bourgeosieerrungenschaftsentrümpelung.
Erzählt wird aus der Perspektive eines Vertreters des kapitalistischen Systems, des ehemals prominenten Fernsehkommentators Benno Flex. Durch diesen „Kunstgriff“ solle sich das kapitalistische System selbst entlarven – so die Hoffnung Elsners.
1986, als sie mit der Arbeit an dem Manuskript begann, war dies noch vorstellbar. Doch das sollte sich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der verbündeten sozialistischen Staaten ändern. So blieb der Text ein Fragment – ein sehr umfangreiches und von der Idee her ausgereiftes. „Die teuflische Komödie“ zeigt, dass Gisela Elsner keineswegs davor zurückschreckte, auch den Sozialismus ihrer satirischen Kritik auszusetzen.