Die Überfahrt
Ein Bericht
Sayed Hussein Husseini
Wie ist es, wenn man in ein schwarzes Schlauchboot steigen muss und außer dem eigenen Gefährten keinen Menschen kennt? Frauen und Kinder steigen zuerst ein, während
die männlichen Reisenden, bis zur Hüfte im Wasser stehend, das Boot festhalten.
Ein junger Mann in Badehose, in einer Hand eine Taschenlampe und in der anderen eine Zigarette, erklärt, wie der kleine Außenbordmotor funktioniert. Und wenn der nicht gehe, solle man eine Telefonnummer anrufen. Der Mann weist grob in Richtung Griechenland; dann springt er über Bord und schwimmt zurück ans türkische Ufer …
Dies war nur eine von vielen gefährlichen Situationen, in denen Hussein Husseini und sein Bruder dem Tod näher waren als dem Leben – eine Überfahrt, bei der sich die Reisenden von einer Ungewissheit zur nächsten quälten, und ein Abenteuer, das kein Mensch freiwillig wiederholen würde.
Hussein Husseinis Be-richt ist sozusagen ein Bericht aus dem Inneren der Fluchtroute. Es ist keine abgeklärte, kühle Dokumentation, sondern er besticht durch das unmittelbare Erleben und zeigt, was Millionen von Menschen im Heer der Flüchtenden zu erleiden haben.