Die vergessene Vertreibung
Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze
Volker Bausch, Mathias Friedel, Alexander Jehn
Die Zwangsaussiedlungen entlang der 1.400 km langen innerdeutschen Grenze gehören zu den weitgehend vergessenen Kapiteln der kommunistischen Diktatur in der DDR. Mit dem Beschluss des Ministerrats der DDR vom 26. Mai 1952 zur „Errichtung eines besonderen Regimes an der Demarkationslinie“ wurde die Grenze zu Westdeutschland zu einer abgeschotteten Sicherheitszone mit einer Tiefe von 5 Kilometern ausgebaut und ein brutales und repressives Grenzregime geschaffen. Damit ging auch die Überprüfung der Einwohner dieses 5-km-Sperrgebiets mit dem Ziel einher, alle aus Sicht der Staatsmacht politisch unerwünschten Personen mitsamt ihrer Familien zwangsweise auszusiedeln. Binnen kürzester Zeit mussten im Jahr 1952 etwa 8.000 Menschen, die im Jargon des Partei- und Staatsapparats als „Ungeziefer“ diffamiert wurden, ihre angestammte Heimat, Haus und Hof verlassen, um ins Landesinnere der DDR umgesiedelt zu werden. Kurz nach dem Mauerbau im Jahr 1961 wurde von der DDR-Staatsicherheit eine weitere große Zwangsaussiedlungswelle, die sogenannte „Aktion Festigung“, durchgeführt, von der erneut mehr als 3.000 Menschen betroffen waren. Der vorliegende Sammelband fußt auf den Ergebnissen einer Tagung der Point Alpha Akademie und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Er führt Aufsätze ausgewiesener Kenner der Thematik zusammen, gibt Einblicke in neue Forschungen und Entwicklungen und möchte somit vor allem einen Beitrag gegen das Vergessen dieser menschenverachtenden Zwangsmaßnahmen der SED-Diktatur leisten.