Digitale Demokratie
Partizipation auf Fingerspitzen
David Grieshammer
Seit Kabel unsere Häuser pulverisieren und Wände nur als nebulöse Firewalls um die mobilen Räume des Privaten flimmern gibt es endlich wieder Leben auf dem Marktplatz. Aus dem Blickwinkel des Designs beschäftigt sich das vorliegende Buch mit den sozialen Implikationen der Medialisierung gesellschaftlicher Teilaspekte und deren Ausdruck in politischen Prozessen. Wir haben Datenpolitik in Parteiprogrammen, liquide Feedbacks, Wahlautomaten und twitternde Abgeordnete. Wir erleben Anonymous, Merkelblog, Wikileaks und Seamless Connectivity, das politische Interface. 1970 wurde für die damalige demokratisch gewählte Regierung Chiles unter Salvator Allende Cybersyn entworfen, ein „Interface für die Planwirtschaft“ – nun wird es Zeit für ein Update…
David Grieshammer versteht sein Buch, in Anlehnung an Gilles Deleuze, als zergliedertes Angebot, als Werkzeugsammlung, welcher sich bei Bedarf bedient werden kann. Die Leserin und Leser müssen selbst gucken, ob sich die Probleme damit bearbeiten lassen, das entlastet Produzentinnen und Rezipienten gleichermaßen. Bazon Brock sagte mal, Designer stellen keine Werke her, sondern Werkzeuge und – um bei der Metapher zu bleiben – es sollte klar sein, dass in dieser Werkzeugsammlung einige Teile fehlen. Schließlich handelt es sich hier gewissermaßen um ein „kleines Set für digitale Probleme“. Auch die Haltbarkeit des Textes wird sich aufgrund des unsteten Bearbeitungsgegenstands erst unter Beweis stellen müssen.