Ein gern gelebtes Leben
Protokoll eines dankbaren Abschieds
Eberhard Puntsch
Emmerich Hartwasser erfährt, daß er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Um den letzten Monaten ein Höchstmaß an Lebensqualität abzugewinnen, beschließt er, die ihn besonders bewegenden Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Er will „mit sich selbst ins Reine kommen“.
Im Licht seiner Aufmerksamkeit verflüchtigt sich die Angst vor dem Tode. „Neugier auf den fünften Akt meines Lenens“, schreibt er, tritt an ihre Stelle. Mit wachsendem Erstaunen bermerkt er, wie sich die Rangordnung der Werte, seine Interessen und Ansprüche, seine Sehweisen und Urteile ändern. Als gesichert empfundene Einsichten wanken, und ihre Korrektur verschafft ihm ein fast jugendliches Hochgefühl geistiger Zugewinne. Was einst Anregung und Vergnügen brachte, verliert seinen Reiz, bisher Selbstverständliches, unreflektiert Hingenommenes beglückt: sehen, hören, sich bewegen, fühlen, nachdenken zu können. Da zu sein. „Die Krankheit hat viel Oberfläche weggeschoben“, sagt er. Er begreift den ihm gesetzten Termin als Chance, sein Leben zu runden, es im Rahmen der ihm gegebenen Möglichkeiten zu vollenden. Der Ungewisse hat sie nicht. So entsteht das Protokoll eines souveränen, weithin heiteren Abschieds. Ohne Klage läßt er los, was er nicht festhalten kann. Tätigkeiten, die ihn überfordern, Hoffnungen, die nicht mehr gebraucht werden, Freunde, die ihren Weg fortsetzen müssen. Dankbar entdeckt er, daß sich neben jeder Türe, die sich schließt eine neue öffnet, hinter welcher ihm der erzwungene Verzicht großzügig vergütet wird.
Er ordnet Erinnerungen, bekennt Fehler, versucht abschließende Wertungen. Liefert seinen ganz persönlichen Beitrag zum unfertigen Mosaik einer turbulenten historischen Epoche. Summiert die Tage seines Glücks und erkennt, daß er allen Grund hat, mit seinem Leben zufrieden zu sein.
Ein kluges, erfahrungsträchtiges, ermutigendes Buch in ungewöhnlich geschliffener Sprache.
Dr. Eberhard Puntsch, geboren 1926 in Dresden, lebt in Herrsching am Ammersee. Drei Jahre war er Journalist in Wuppertal. In München studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie. Seit 1956 arbeitet er als freier Schriftsteller. Zu Standardwerken wurden seine beiden Bände „Zitatenhandbuch“ sowie sein „Großes Buch der Witze, Fabeln und Anekdoten“