Engstelle
Martin Maier
In den Geschichten des vorliegenden Büchleins mäandert ein Babyboomer durch Vergangenheit und Gegenwart, oszilliert zwischen erlebter und medial vermittelter Wirklichkeit, die sich aus den Versatzstücken einer Welt zusammensetzt, die sich selbst nicht mehr versteht. Gibt’s uns, gibt’s uns nicht oder kennen wir bloß vom Bildschirm? Eine Welt, die kohärent beschrieben werden könnte, existiert nicht mehr. Kein Wunder also, dass fehlende Küchenrollen einen Wutanfall auslösen, ein Mülldieb sein Unwesen treibt, während Gott und das Universum uns lieben und dennoch stolpern lassen. Mitunter entpuppt sich ein Durchgang als Sackgasse, muss ein Krampus eine Auseinandersetzung zwischen einem Weihnachtsmann und einem Nikolaus schlichten und erregt eine Elster mediale Aufmerksamkeit. Und Maden in einem Marmeladenglas waren damals und sind heute kein erfreulicher Anblick.
Als Angehöriger der Generation „Boomer“ verzichtet der Autor darauf, einen Plot auszuerzählen. Dieser Generation fehlt das große Narrativ, welches als Trägerwelle dafür dienen könnte. So beschreibt er kleine wie große Komplikationen, Missgeschicke und Irrungen, fügt Schnipsel an Schnipsel. Dass man dennoch immer wieder schmunzeln muss, liegt an der Einsicht des Autors, dass die Welt so ist, wie sie ist und man mit und in ihr leben muss, jenseits der Suche nach einem Sinn.