Fräuleins und GIs
Annette Brauerhoch
Selten war eine private Beziehung so öffentlich und politisch wie die zwischen Besatzungssoldaten und deutschen Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg. Fragen nationaler Identität, sozialer Ordnungen und moralischer Wertesysteme standen zur Disposition und fanden in ihrer Sexualisierung gleichzeitig eine schützende Verschiebung. In diesem Geschlechterverhältnis kollidieren Staatsformen und Ideologien. Es geht auch um eine kulturelle Konfrontation: Fragen nach nationalspezifischen Ausprägungen und Rollen von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ sind ebenso involviert wie die Konstruktion des Verhältnisses von Rasse, Geschlecht und Nation. Annette Brauerhoch hat in Militärdokumenten, Presseberichten, Romanen, Archiven für Zeitgeschichte und Filmarchiven recherchiert. Das Hauptinteresse der Untersuchung gilt deutschen und amerikanischen Spielfilmen (den „Fräulein-Filmen“), doch wird die Literatur als historische und sinnliche Quelle einbezogen. Brauerhoch rekonstruiert und etabliert das „Fräulein“ als eine wichtige Figur deutsch-amerikanischer Nachkriegsgeschichte.