Franzosen up’n Dorpe
Hugenotten und Waldenser in Carlsdorf, Gewissenruh, Gottstreu, Kelze, Leckringhausen, Mariendorf, St. Ottilien und Schöneberg
Jochen Desel, Andreas Flick, Nadine Kaminski
Die sechs neuen Dörfer Carlsdorf, Kelze, Leckringhausen, Mariendorf, Schöneberg und St. Ottilien entstanden in der Zeit von 1686 bis 1700. Ihnen folgten 1722 die Waldenserdörfer an der Weser Gewissenruh und Gottstreu. Zusammen bildeten die neuen Hugenotten-Kolonien das „ländliche Refuge“ mit eigenen Strukturen und Gesetzen. Eine vom Landgrafen zugestandene eigene Verwaltung und mannigfache Privilegien halfen den Neusiedlern, in mühsamer Arbeit die kargen Böden zu kultivieren und die Existenz der Familie zu sichern. Da es Deutschen verboten war, sich in den neuen Siedlungen niederzulassen, blieben die „Franzosen“ bis ca. 1800 unter sich. Sie bewahrten ihre Kultur und die eigene Sprache für viele Jahrzehnte. So konnte sich das Französisch in den Dörfern bis ins 19. Jahrhundert halten.