Gedanken über die Religion
Der »stille Krieg« zwischen Schelling und Schleiermacher (1799–1807)
Walter E. Ehrhardt, Jochem Hennigfeld, Ryan Scheerlinck
Befremdlicherweise hat die Auseinandersetzung zwischen Schelling und Schleiermacher bislang kaum Aufmerksamkeit gefunden. Mittels einer detaillierten Auslegung aller einschlägigen Texte zeigt diese Studie, wie der Dialog für beide Denker entscheidend zu ihrem Selbstverständnis als Philosoph bzw. Theologe und damit zur Klärung der eigenen Aufgabe beigetragen hat. Indem beide Denker sich gegenseitig dazu antreiben, sich klarer zum Verhältnis von Natur und Politik, von Philosophen und Volk, von mythologischer und Offenbarungsreligion und zum Christusglauben zu äußern, als es sonst vielleicht geschehen wäre, stellt dieser »stille Krieg« zudem die Weichen für die schellingsche Spätphilosophie sowie für Schleiermachers ›Glaubenslehre‹. Die Untersuchung gipfelt in die erste umfassende Auslegung von Schellings Gespräch ›Clara‹, die dasselbe als ein Dokument der Natürlichen Religion lesbar macht.
Strangely enough, the discussion between Schelling and Schleiermacher till now has received hardly any attention. Through a detailled reading of all relevant texts, this study seeks to show how the dialogue contributed decisively for both thinkers to a more precise self-understanding and a clarification of their own task .Both thinkers urge each other to express themselves more clearly on the relationship between nature and politics, between philosophers and people, between mythological and revelatory religion and the faith in Christ than might otherwise have happened, and, in doing so, this »silent war« also sets the course for Schelling’s late philosophy as well as for Schleiermacher’s ›Doctrine of Faith‹. The investigation culminates in the first comprehensive interpretation of Schelling’s dialogue Clara, which makes it appear as a document of Natural Religion.