Gehirn&Geist Dossier – Machtvolle Sinne
Wie sie unser Leben bestimmen
Die Corona-Pandemie hat uns über viele Monate essenzieller Dinge beraubt. Dazu gehören etwa heilsame Berührungen oder der vertraute Duft geliebter Menschen. Für mich war eine der größten Sorgen, dass ich durch eine Covid-Infektion meinen Geruchssinn verlieren könnte – eine Erfahrung, die mir glücklicherweise erspart geblieben ist. Vielen Menschen, ich eingeschlossen, ist erst durch diese Bedrohung bewusst geworden, wie wichtig Gerüche für unser Leben sind. Womöglich ist der Riechsinn der am meisten unterschätzte Wahrnehmungskanal. Warum das so ist und wieso wir ohne ihn vermutlich nicht so intelligent wären, erklärt die Geruchsforscherin Bettina Pause im Interview. Die Pandemie hat das Forschungsinteresse an dem Thema befeuert. Immer mehr wird über die enge Verflechtung von Düften und Gedächtnis bekannt. Und wussten Sie, dass im ganzen Körper Geruchsrezeptoren sitzen, etwa in der Lunge und den Nieren? Was für Menschen mit Geruchsverlust noch nicht möglich ist, könnte für Erblindete bald hoffnungsvolle Realität werden: Neuartige Implantate stellen die ausgefallenen Sinneseindrücke bis zu einem gewissen Grad wieder her. Ermöglichen sollen das Elektroden, die direkt in die Sehrinde gepflanzt werden, wie die Journalistin Iris Proff erläutert. Aber die technische Umsetzung ist herausfordernd und der Weg noch weit. Anders sieht es bei Gehörlosigkeit aus: Moderne Cochlea-implantate leisten bereits viel. Trotzdem können sie den natürlichen Höreindruck nicht rekonstruieren. Daher gilt es, seine feinen Innenohrstrukturen so gut wie möglich zu schonen. Leider setzen wir uns durch enormen Freizeitlärm dem Risiko aus, früh einen Hörverlust zu erleiden. Also passen Sie gut auf Ihre Sinne auf! Diese sind unser Tor zur Welt, unersetzlich und fragil. Viel Freude bei der Lektüre wünscht Ihnen Anna Lorenzen, Redaktion Gehirn&Geist.