Gesang im Feuerofen
Die ökumenische Bibellektüre von Helmuth James Graf von Moltke, Alfred Delp, Eugen Gerstenmaier und Joseph Ernst Fugger von Glött in der Haftanstalt Berlin-Tegel
Günter Brakelmann, Gotthard Fuchs, Frank-Lothar Hossfeld, Klaus Mertes, Helmuth Caspar von Moltke, Günter Saltin, Ursula Saltin
Nach etlichen Stationen in verschiedenen Gefängnissen trafen sich am 29. September 1944 drei Kreisauer Freunde im Tegeler Gefängnis wieder: der Jesuit Alfred Delp, der evangelische Theologe Eugen Gerstenmaier und der evangelische Christ Helmuth James Graf von Moltke. Ihre Zellen lagen nebeneinander. Ihnen gegenüber hatte man den Katholiken Fugger von Glött untergebracht.
Dieser Band geht auf einen besonders wichtigen Aspekt des Lebens dieser als „Una Sancta in vinculis“ bezeichneten Lese-, Bet- und Gesprächsgemeinschaft ein, aus deren Innenleben der im Jahr 2011 erstmals veröffentlichte Briefwechsel von Moltke und seiner Frau Freya bisher nicht bekannte Details freilegte: Nach einer verabredeten Ordnung lasen und besprachen sie die Bibel, wobei sie sich nicht auf Texte zum Leiden der Gerechten oder zum Problem der Theodizee beschränkten. Sie stellten sich vielmehr dem Gesamt der biblischen Botschaft und fanden dabei zu dem Gottvertrauen und jener Gelassenheit, die sie dann vor Roland Freisler, dem berüchtigten Präsidenten des Volksgerichtshofs, auszeichnete. Über diese gegenseitige Stärkung hinaus konnten sie – vor allem mit unter Lebensgefahr geleisteter Hilfe der beiden Gefängnispfarrer, einer Berliner Frauengruppe und ihrer Familien – über Kassiber auch jenseits der Gefängnismauern ihre Botschaft verbreiten.