Grenzüberschreitungen in der Dichtung Paul Celans
Simone Schmitz
Noch immer gelten die Gedichte Paul Celans als hermetisch. Diese Studie geht davon aus, dass es zu jedem verschlüsselten Gedicht unterschiedliche Schlüssel gibt. Der Dichtung Celans liegt ein besonderes Verständnis vom Wesen eines Textes zugrunde. Eher als von dialogischer Lyrik kann man hier von einem Versuch der Grenzüberschreitung zum prinzipiell unerreichbaren anderen Menschen mithilfe des dichterischen Wortes sprechen. Dieses Faktum lässt sich erhellen, wenn man die Poetologie Celans mit der Philosophie Emmanuel Lévinas‘, der Kunsttheorie Walter Benjamins und der jüdischen Talmudtradition vergleicht, die als Schlüssel zur Dichtung Celans genutzt werden können. Im zweiten Teil dieser Studie werden diese theoretischen Voraussetzungen anhand bisher kaum interpretierter Gedichte nachgewiesen, wobei vier verschiedene Wege der Grenzüberschreitung zum anderen Menschen (die Grenzüberschreitung zu anderen Dichtern, zu den Toten und zum Leser sowie die Grenzüberschreitung in der Liebe) aufgezeigt werden.