Grieshaber und die Moderne
Birgit Ahrens, Herbert Eichhorn, Catharina Geiselhart, Petra von Olschowski, Kathrin Schneider, Stefan Soltek, Beate Thurow
Am 15. Februar 1909 wurde HAP Grieshaber in Oberschwaben geboren.
Reutlingen, wohin der Künstler bereits als Kind kam und an dessen Hausberg er schließlich sein legendäres Domizil finden sollte, wird ihm zum 100. Geburtstag im Kunstmuseum Spendhaus die große Ausstellung „Grieshaber und die Moderne“ widmen. Die Ausstellung stellt das Schaffen des Künstlers in den Kontext der Avantgarden des 20. Jahrhunderts und zeigt ihn gleichzeitig als einen typischen Vertreter der Moderne.
An circa 120 Werken Grieshabers wird die künstlerische Entwicklung dieses sicherlich bedeutendsten deutschen Holzschneiders des 20. Jahrhunderts nachgezeichnet. Grieshabers Werke werden ergänzt durch circa 50 Arbeiten derjenigen Künstler, die ihn vor allem in seinen Anfängen stark beeinflusst haben – wie etwa Paul Klee oder Lyonel Feininger – bzw. mit denen er sich später eingehend auseinandergesetzt hat. Quasi als roter Faden ziehen sich dabei diejenigen Arbeiten durch die Ausstellung, in denen Grieshaber ganz direkt wichtigen Protagonisten der Moderne seine Reverenz erwies: seine „Hommagen“ etwa an Cézanne, Chagall oder Picasso.
Eine Sonderstellung nimmt sicher Pablo Picasso ein, mit dessen Werk sich Grieshaber bereits seit den späten dreißiger Jahren intensiv beschäftigt hat und der dann vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg – als der bedeutendste Vertreter jener Moderne, die der Figuration verpflichtet blieb und als ausgesprochen politischer Künstler – für ihn einen wichtigen Bezugspunkt darstellte. Diese umfassende Auseinandersetzung spiegelt sich auch in vielfältigen formalen und thematischen Bezügen.
Grieshabers Bedeutung in der Kunst der Nachkriegsjahrzehnte und in der Auseinandersetzung um die Abstraktion wird vor allem durch seine Teilnahme an den ersten drei Documenta-Ausstellungen verdeutlicht, die in der Ausstellung auch dokumentiert werden. Seine Lehrtätigkeit an der Karlsruher Akademie zwischen 1955 und 1960 macht diese zu einem frühen Zentrum der Neuen Figuration. Ein Ausblick auf den Einfluss, den Grieshabers Neubewertung des Holzschnitts dann auf die Generation eines Felix Droese oder Georg Baselitz hatte, beschließt die Ausstellung.