GUNDERMANN – Die Musik zum Film
Die Musik zum Film
Gerhard Gundermann, Alexander Scheer
„Den Typen spiele ich Dir mit allem was ich habe.“ (Alexander Scheer)
Gerhard Gundermann. Ein Baggerfahrer aus der Lausitzer Tagebaulandschaft, der Lieder schrieb. Diese führten ihn durchs Land, durch Ost und West, an ganz unterschiedliche Orte: Studentenklub, Tagebau, große Säle, kleine Säle, bis hin ins Vorprogramm der Deutschland-Tourneen von Joan Baez und Bob Dylan 1994 – und von dort immer wieder zurück in die Kapsel eines Großraumbaggers, zumeist als Zweischicht-Unternehmung.
Gundermann Songs erzählen Geschichten vom flachen Land, den Badlands. Sie sind auf ihre Art Ohrwürmer, die man nicht aus dem Kopf bekommt und die dennoch auch in den Bauch gehen.
Fünfzehn Lieder von Gerhard Gundermann hat Alexander Scheer (Schauspieler des Jahres 2009, ein Star der Berliner Volksbühne und in Filmen wie „Sonnenallee“, „Carlos – Der Schakal“ oder „Gladbeck“) für den neuen Kinofilm „GUNDERMANN“ von Andreas Dresen komplett neu eingesungen. Unterstützt, inspiriert und getragen wird er dabei von einer Band, die lange Jahre unter anderem mit Gisbert zu Knyphausen auf Konzertbühnen und in Studios stand.
Scheer, selbst umtriebiger Sänger und Musiker in diversen Bands, saugt sich tief in den Kosmos und die Songs von Gerhard Gundermann ein. Er lotet sie aus und entfaltet eine fast magische Intensität „mit allem, was er hat“: erzählerisch, aufwühlend und zärtlich, kraftvoll, strahlend und verletzlich: Diese Musik zum Film ist auf universelle Art und Weise singulär.
Sie greift behutsam Gundermanns poetische Kraft, den Geist und die Haltung auf, folgt und moduliert deren Kern und findet dafür klare, durchsichtige Arrangements und Sound: Von Folkrock bis Indie, von Singer/Songwriter bis zum Lied in den besten Traditionslinien. Das Ergebnis ist nicht nur herzzerreißend wie herzerwärmend, aber auch das.
Auszüge aus Interviews mit Andreas Dresen (Regie) und Alexander Scheer (Gerhard Gundermann)
Andreas Dresen, 15 Lieder sind in GUNDERMANN enthalten. Geht es bei dieser Fülle vor allem auch um Entdecken und Wiederentdecken?
Natürlich wollen wir dem Zuschauer Gundermanns großartige Lieder nahebringen. Sie sind aufgrund ihrer sehr eigenen melancholischen Poesie essenziell und berühren mich zutiefst. Diese Berührung will ich weitergeben, deshalb brauchen die Lieder im Film diesen weiten Raum. Uns war aber wichtig, sie noch einmal einer Revision zu unterziehen und nicht eins zu eins nachspielen zu lassen. Eine Art behutsame Adaption also. Wir haben dafür die alte Band von Gisbert zu Knyphausen gewählt, alles „Westmusiker“, die Gundermann nicht kannten und die Lieder mit sehr viel Neugier entdeckt und bearbeitet haben.
Wie lassen sie sich singen?
Nicht leicht. Jede Form von Virtuosität oder Ausgestaltung verbietet sich, sonst werden sie leicht pathetisch und fühlen sich falsch an. Es geht eigentlich nur geradewegs vom Herzen her. Man sollte sie einfach ganz ehrlich aus der Seele herauspurzeln lassen, aber genau das ist so schwer.
Alexander Scheer, Sie singen 15 Gundermann-Lieder gleichzeitig als Filmfigur und Alexander Scheer. Klingt nach einer überaus spannenden Konstellation.
War es auch! Beim Einspielen im Studio habe ich die Songs in Gundermann-Manier gesungen, was sich erstaunlich leicht angefühlt hat, weil mir der Kosmos der Texte vertraut war. Die Arrangements sind jetzt schlanker als im Original, klarer auch und entschlackter, mehr dem Lied zugewandt.
Man trifft kaum Menschen, die über Gerhard Gundermann als Sänger und Komponist sprechen wollen. Die meisten kommen sofort auf seine Texte. Wie ist er für Sie als Musiker?
Gar kein Musiker, sondern Musikant. John Lennon ist für mich auch ein Musikant. Keiner also, der durch Virtuosität besticht, sondern einer, der das auf der Zunge hat, was er im Herzen trägt.
Ein Charaktersänger eben …
Ja, einer, der sich im Stil nie an was auch immer angepasst hat.