Hypochondrie an der Stuttgarter Hohen Karlsschule
Der Fall des Eleven Grammont (1780). Gutachten und Protokolle
Katrin Bojarzin, Marina Mertens
‚Aber ich habe gesagt, ich wolle die Sprache des Schmerzens reden, so sprich denn Schmerz, und ihr andre horcht! –‘
Wie wurde im späten 18. Jahrhundert an einer Militärakademie mit psychosomatischen Erkrankungen umgegangen? Erstmals werden in diesem Band sämtliche Dokumente aus verschiedenen Archiven zusammengetragen, die im Kontext der hypochondrischen Erkrankung des Medizinstudenten Joseph Friedrich Grammont (1759–1819) an der Stuttgarter Hohen Karlsschule entstanden sind. Hat die Forschung bisher nur die Berichte des Karlsschülers Friedrich Schiller zur Kenntnis genommen, stellen sich die Leiden des Eleven Grammont hier erstmals in insgesamt 44 Handschriften dar. Nicht nur Professoren, Ärzte und Medizinstudenten protokollieren ihre Beobachtungen, sondern auch der Patient selbst schildert seine hypochondrische Erkrankung. Der Band erschließt eine Quelle, deren Polyperspektivität zu neuen medizinhistorischen, anthropologischen und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen einlädt.
Die Herausgeberinnen Katrin Bojarzin und Marina Mertens erstellten diese Quellenedition im Rahmen ihrer Tätigkeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des DFG-Projektes ‚Wissen und Form – Diskursive Darstellungsformen anthropologischen Wissens im Epochenumbruch der Goethezeit 1770/1830‘ am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum.