Im Reich der Figuren
Meta-narrative Kommunikationsfiguren und die ›Mangaisierung‹ des japanischen Alltags
Lukas R. A. Wilde
In Japan fand in den letzten Jahrzehnten eine intensive theoretische Auseinandersetzung mit Figurenkonzepten statt, die über keinerlei narrative und diegetische Einbettung verfügen. Typisch hierfür ist nicht nur ›Hello Kitty‹ sondern auch eine Legion von Regionalmaskottchen. Diese sind allesamt in einer bestimmten ›Manga-Ästhetik‹ ikonischer Linienzeichnungen gehalten. Viele Grundannahmen der interdisziplinären Figurentheorie sind für solche Wesen aber kaum haltbar. Stattdessen hat sich im Japanischen der Begriff ›kyara‹, unterschieden von ›kyarakutā‹ (Figur), etabliert: meta-narrative Knotenpunkte diffundierender Imaginationsspiele. Durch eine Verbindung kulturspezifischer Ansätze mit pragmatisch-semiotischen, narratologischen und insbesondere bildtheoretischen Grundlagen entwickelt Im Reich der Figuren ein umfassendes theoretisches Fundament zur Konzeption und Analyse von ›narrativlosen kyara-Wesen‹ als alltäglichen Kommunikationsfiguren.