Im Schatten des Skorpions
Gesammelte Gedichte
Hans Bergel, Jürgen Kostka, Manfred Winkler
Manfred Winkler, geboren 27.10.1922 in Putilla. Techniker, Mitarbeiter beim Rundfunk, freier Schriftsteller, Übersetzer, Bildhauer, Lyriker. Manfred Winkler entstammt einer wohlhabenden jüdischen Familie – der Vater war Rechtsanwalt – aus Putila. Die Kleinstadt liegt auf dem achtundvierzigsten Breitengrad – das ist etwa die Höhe Wiens – mitten in den Waldkarpaten, nur fünfundsiebzig Kilometer südwestlich von Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, die von 1775 bis 1918 zur Habsburgermonarchie gehörte und 1919 durch den Vertrag von Saint-Germain dem Königreich Rumänien zugeteilt wurde, doch ihren Habitus als österreichisch geprägte multikulturelle Region noch knapp zwei Jahrzehnte lang bewahren konnte – trotz der gezielten Rumänisierungspolitik der neuen Landesherren. 1930 verlegte die Familie Winkler ihren Wohnsitz nach Czernowitz, kehrte aber schon 1932 nach Putila zurück. „Ich allerdings ging 1936 nach Czernowitz“ – schreibt Winkler in einer autobiographischen Notiz -, „um die Schule zu besuchen, und wohnte dort bei Verwandten. Im unseligen Jahre Juni 1940 bis Juni 1941, das ‚Russenjahr‘ genannt, wurden meine Eltern mit Bruder und dessen Frau in der Nacht vom 10. Juni 1941 im Rahmen einer riesigen Aktion der Sowjets, die die ganze Nordbukowina erfaßte, von Putila ausgehoben und weggebracht. Ich entkam dieser Aktion nicht, wie verschiedentlich angegeben, weil ich zur ‚Roten Armee‘ eingezogen wurde, sondern weil ich nicht da war.“ (Brief an Hans Bergel, 27. August 1997.) Wenige Monate später wurde Manfred Winkler von den Rumänen zwang..weiterlesen