Inferentielle Pragmatik
Zur Theorie der Sprecher-Bedeutung
Eckard Rolf
Das von uns Gesagte ist nicht immer wörtlich gemeint. Es kann in einem darüber hinausgehenden Sinn zu verstehen sein (‚Kannst du mir helfen?‘) oder in einem angereicherten Sinn (‚Im Fernsehen gibt’s heute nichts‘) oder im gegenteiligen Sinn (‚Von den Chips solltest du noch mehr essen‘). In Fällen wie diesen geht es um die Erfassung der Sprecher-Bedeutung: dessen, was er/sie in Abweichung vom Gesagten zu verstehen geben will.
Die ‚Inferentielle Pragmatik‘ stellt die Sprecher-Bedeutung in den Mittelpunkt. Als deren erster und wichtigster Theoretiker ist Grice anzusehen. Dessen Modell wird in seinen wesentlichen Grundzügen und rezeptionsgeschichtlichen Weiterentwicklungen dargestellt.
Verglichen etwa mit der ‚interkulturellen‘ hat die ‚inferentielle‘ Pragmatik ein enges und klar umrissenes Arbeitsfeld: Sie fokussiert diejenigen Äußerungen, mit denen nicht-demonstrative Schlußfolgerungen einhergehen. Ihr Phänomenbereich erstreckt sich auf die Indirektheit, die Inexplizitheit und die Nicht-Wörtlichkeit.