Jack Kerouacs Jacke
Novelle
Stefan Lackner
Einsam und verschroben lebt der knapp sechzigjährige Ich-Erzähler Wolf in seinem Haus an einem österreichischen Bergsee in einer magisch bedrohlichen Landschaft. Nach Jahren im Londoner Börsenhandel hat er sich unweit des Ortes, an dem er einst aufgewachsen ist, fast hermetisch zurückgezogen. Für ausgewählte Klienten tätigt er ab und zu noch ein paar Geschäfte. Dies erfolgt über ein automatisiertes und ausgeklügeltes System, welches in allen Marktsituationen Erfolg verspricht und nahezu nie sein Eingreifen erfordert. Ein Trugschluss, wird sich später zeigen. Aber bis dahin hat Wolf viel Zeit. Zum Denken. Und zum Schreiben.
Als sich ein Freund aus alten Tagen mit der Nachricht zu ihm begibt, ein Junge aus dem Tal hätte sich mit dem abenteuerlichen Vorhaben aufgemacht, Jack Kerouacs Jacke aus dem kalifornischen Beat Museum in San Francisco zu entführen, da er dieser ‚Beat-Poet-Reliquie‘ metaphysische Kräfte zuschreibe, die ihn in einen erfolgreichen Schriftsteller verwandle, gerät Wolf ungewollt immer stärker in den Bann dieser Aktion. Er beginnt On the Road zu lesen, und fortan streicht Kerouacs Spirit ruhelos um sein Haus. Bedrängt von den eigenen Dämonen und ungebetenen Gästen, sieht er nur noch einen finalen Ausweg.