Jörg Binz, Zeichner, Maler
Jörg Binz, Alex Capus, Pedro Lenz
«Ich hatte wieder mal die Nase voll vom Schulbetrieb. Ich wollte zeichnen und malen ohne ständigen Kommentare der Lehrkräfte. Meine Absenzen schwollen an wie Hochwasser im Frühling. Und so zitierte mich Direktor Werner Andermatt (an der Schule für Gestaltung Luzern) in sein Büro. Ich ahnte nichts Gutes und sah mich schon von der Schule fliegen. In meiner Not sammelte ich alles, was ich gut fand, und packte es – in der Hoffnung auf Gnade – in eine Zeichenmappe. Am Tag meiner Hinrichtung betrat ich Andermatts Büro. Er wies mich auf einen Stuhl an seinem riesigen Schreibtisch direkt ihm gegenüber. Mein Herz klopfte, mein Selbstbewusstsein war im Keller, dementsprechend auch meine Körperhaltung, was der Andermatt völlig falsch interpretierte und mich anfauchte: ‹Hocket Si aständig i dä Stuol ine, Si halbstarche Lümmel!› Ich fiel in eine Art Schockstarre. Dann wollte er wissen, wieso ich der Schule fern geblieben sei. Ich sagte kleinlaut, ich hätte für mich gemalt und wollte meine Ruhe haben. Er griff nach meiner Zeichenmappe. Und blätterte und blätterte, und blätterte wieder zurück, holte tief Atem und schnaubte: ‹Das ist doch sehr gut, was Sie da machen, grossartig, sensationell. Mached Sie witer so! Aber jetzt kommen Sie wieder in die Schule.› Sprach’s und liess mich gehen.» (JB Auszug)
Das Buch ist eine bewegende Hommage an sein Werk, eine Auswahl aus einer Vielzahl von Gemälden, vor allem Porträts, und seinen geheim gehaltenen Skizzenbüchern. Es enthält Überraschendes, Bizarres, Erhabenes. Eingestreut sind literarische und biografische Texte, die einen Dialog mit den Bildern eröffnen und sich mit ihnen unterhalten.