Johannes Crotus Rubianus
Satiriker – Humanist – Theologe. Eine biografische Annäherung
Eckhard Bernstein
Thomas Mann nannte den Thüringer Humanisten und Theologen Johannes Crotus Rubianus (1480 bis etwa 1540) einen Mann „von der gebildetesten Friedensliebe“. Trotzdem geriet Crotus immer wieder in die geistigen und religiösen Auseinandersetzungen der Zeit. So ergriff er im sogenannten „Reuchlin-Streit“ mit seiner genialen Satire der „Dunkelmännerbriefe“ Partei für den umkämpften Hebraisten Johannes Reuchlin. 1521 empfing er, der leidenschaftliche Anhänger Martin Luthers, als Rektor der Erfurter Universität den damals bereits gebannten Reformator. In der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre diente er in wichtiger Funktion dem preußischen Herzog Albrecht, der das ehemalige Deutschordensgebiet in einen Staat lutherischer Prägung umgewandelt hatte. Desillusioniert von der Entwicklung jedoch, die die lutherische Reformation genommen hatte, kehrte er 1530 zum alten Glauben zurück und wurde Rat und Kanoniker in dem vom Mainzer Erzbischof gegründeten Neuen Stift zu Halle. Von den Lutheranern wurde er als „Dr. Kröte, des Kardinals Tellerlecker“ geschmäht.
Eckard Bernstein hat die zeitgenössischen Briefe von und an Crotus sowie zahlreiche andere Dokumente aus dieser an religiösen Umbrüchen und Verwerfungen reichen Zeit ausgewertet. Ihm gelingt so die erste fundierte, den zeitlichen Kontext berücksichtigende Biografie des genialen Thüringer Satirikers hochgebildeten Humanisten und Theologen Johannes Crotus Rubianus.