Juden im Fricktal von Königs,  Diemuth

Juden im Fricktal

Geschichte einer Minderheit vom 13. bis zum 20. Jahrhundert

Juden im Fricktal

Geschichte einer Minderheit vom 13. bis zum 20. Jahrhundert

Judenordnungen in Vorderösterreich, Sondergesetze im Kanton Aargau, kirchlicher Antijudaismus, Antisemitismus, Kommunikation und Konfrontation in den Städten Laufenburg und Rheinfelden, Geldverleih sowie Waren- und Viehhandel zählen zu den Konstanten jüdischen Lebens im Fricktal. Diemuth Königs untersucht die Lebenswirklichkeit der Fricktaler Juden im Laufe der Jahrhunderte. Sie legt dar, wie sich die rechtlichen, sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Verhältnisse entwickelten und in welchen historischen Kontexten diese zu sehen sind.

Angezogen durch neue Märkte und die judenfreundliche Politik der österreichischen Herzöge kamen Ende des 13. Jahrhunderts jüdische Geldverleiher und Kaufleute in die städtischen Neugründungen Rheinfelden und Laufenburg. Bis zu den Pestpogromen in der Mitte des 14. Jahrhunderts sind hier keine Übergriffe auf Juden dokumentiert. Danach verschlechterte sich der rechtliche und soziale Status der Juden in Vorderösterreich erheblich. Die Städte Laufenburg und Rheinfelden nahmen sie nur noch auf Zeit auf. In Rheinfelden führte die Verschuldung eines grossen Teils der Bürgerschaft bei drei jüdischen Händlern zu Spannungen, die sich in einer konzertierten Aktion von Geistlichen und Bürgern entluden. Nach der Vertreibung der Juden aus Vorderösterreich pflegten sie weiterhin Kontakt mit den Fricktalern. Nun reisten jüdische Waren-, Pferde- und Viehhändler aus dem Elsass, der Markgrafschaft Baden sowie aus Endingen und Lengnau durch das Fricktal und versorgten die Bevölkerung mit günstigen Waren, Nutztieren und kurzfristigen Krediten. Dies führte zum Widerstand der ortsansässigen Kaufmannschaft, die mit allen Mitteln danach trachtete, die erfolgreiche jüdische Konkurrenz von den Märkten zu verdrängen.

1803 gelangte das Fricktal zum Kanton Aargau. Bis zu ihrer Emanzipation 1862 wurden hier die schweizerischen Juden rechtlich, sozial und religiös als Bürger zweiter Klasse behandelt. Abstimmungsresultate wie jenes, das die vom Grossen Rat zum Gesetz erhobene Gleichstellung kurzfristig rückgängig machte, oder die Annahme des Schächtverbots zeugen davon, dass Juden auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Kanton Aargau und damit auch im Fricktal weiterhin als unwillkommene Fremde angesehen wurden. Eine solche Haltung findet sich bis ins 20. Jahrhundert und äussert sich in Laufenburg und Rheinfelden in Form von Schikanen und Denunziationen gegen die wenigen dort niedergelassenen jüdischen Kaufleute und Viehhändler.

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