Juristische Methodenlehre
Ernst A. Kramer
Die Lehre von der Methode der richterlichen Rechtsfindung ist in den vergangenen Jahrzehnten stark in Bewegung geraten. Die traditionelle Auffassung von einer auf die etablierten Auslegungselemente gestützten, möglichst objektiven Interpretation wurde durch die Kategorie des „Vorverständnisses“ des Rechtsanwenders grundsätzlich in Frage gestellt. Teilweise wird dem Gesetzestext überhaupt ein dem Interpreten sprachlich vorgegebener Bedeutungsgehalt abgesprochen. Zudem wurde immer deutlicher, dass die klassische Methode der Rechtsfindung nur ein Segment der richterlichen Rechtsfindung abdecken kann und durch Überlegungen zur Methode richterlicher Rechtsfortbildung ergänzt werden muss. In letzter Zeit hat vor allem die stark zunehmende Europäisierung und Internationalisierung unserer Rechtsordnung zu neuen methodologischen Fragestellungen geführt. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen, die eine starke methodologische Verunsicherung mit sich brachten, versucht das vorliegende Buch eine die Diskussion strukturierende, einführende Gesamtschau in die Hauptprobleme der Methode richterlicher Rechtsfindung.
Das Buch ist aus der Optik des schweizerischen Rechts geschrieben, berücksichtigt aber in starkem Mass auch die ausländische, namentlich die deutsche und österreichische Diskussion. Im Vordergrund stehen privatrechtliche Problemstellungen, doch sollten die Ausführungen grundsätzlich für die ganze Rechtsordnung relevant sein. Besonderer Wert wurde auf eine gründliche Dokumentation der einschlägigen Bundesgerichtspraxis gelegt.
Das Buch ist für die 5. Auflage gründlich aktualisiert und zum Teil auch ergänzt worden. An den grundsätzlichen Weichenstellungen hat sich aber nichts geändert.
In erster Linie richtet sich das Buch an Studierende höherer Semester, es sollte aber auch für Richter, Anwälte und Verwaltungsjuristen sowie alle an den Grundlagen unserer Rechtsordnung Interessierten von Nutzen sein.