Kennzeichen Junkers
Ingenieure zwischen Faust-Anspruch und Gretchen-Frage
Holger Lorenz
Junkers und seine Flugzeuge waren einst weltberühmt. Seit Guernica jedoch sind sie berüchtigt, mit Beginn des 2. Weltkrieges sogar millionenfach verflucht. Den moralischen Niedergang der Junkerswerke, der mit dem zwangsweisen Ausscheiden von Prof. Hugo Junkers 1933 begann, zeichnet dieses Buch nach. Ingenieur-
technische Spitzenleistungen in der Flugzeug- und Motorenent-wicklung sowie der Aufstieg zum größten Flugzeugkonzern der Welt
werden erstmals in dem Zusammenhang von wirtschaftlichen Mög-lichkeiten und politischen Befindlichkeiten des sogenannten
„Dritten Reiches“ gestellt.
Da es die Menschen sind, die die Geschichte machen, wird beson-ders die Rolle der technischen Intelligenz beleuchtet, in der sie zerissen war zwischen dem Drang nach neuen Erkenntnissen und dem Fluch sprudelnder Kriegsgewinne.
Das Ende des Krieges war nicht das Ende der Dessauer Junkers-werke. Neue strahlgetriebene Flugzeuge rollten aus den Hallen. Als dann völlig unerwartet am 22.10.1946 die Dessauer Junkerswerke mit Mann und Maus in die Sowjetunion verlagert wurden, hieß der Zweck: Technologie- Infusion beim Strahlantrieb. Und wieder entstanden hochinteressante Flugzeuge und Triebwerke. Alles geschah unter strengster Geheimhaltung.
Ab Juli 1954 bauten die in die DDR zurückgekehrten Junkers-ingenieure nach ihren eigenen Plänen und Vorstellungen ein neues Flugzeug in Dresden und ein neues Motorenwerk in Pirna auf. In der DDR entstand das erste deutsche Passagierflugzeug mit Strahlantrieb- die Junkers Ju 152, von der aber offiziell nur die Zahlenfolge ausgesprochen werden durfte.