Kieselalgen in Binnengewässern
Diatomeen
Lothar Kalbe
Die Kieselalgen stellen die artenreichste Algengruppe dar, die im Meer und in Binnengewässern verbreitet ist. Obgleich der Ozean die eigentliche Heimat der Diatomeen darstellt, werden sie vielfach auch für die wichtigsten Algen der Binnengewässer gehalten, da sie hier oft in ungeheurer Individuenzahl vorkommen. Als Plankton bevölkern sie das freie Wasser, als Benthos besiedeln sie den Uferbereich und den Gewässergrund, aber auch feuchte Erde, überrieselte Felsen und das Torfmoos der Moore.
Von der üppigen Massenentwicklung in Binnenseen und flachen Meeresteilen während des Tertiärs und Diluviums zeugen große Lager von Kieselgur und Polierschiefer, deren Material abgebaut und technisch genutzt wird.
Durch differenzierte ökologische Ansprüche charakterisieren viele Diatomeen den Grad der organischen Gewässerverunreinigung (Saprobie) und werden zur biologischen Wasseranalyse herangezogen. Negativ treten Diatomeen durch Massenentfaltungen in Erscheinung, bei denen nicht selten unangenehme Geruchs- und Geschmacksstoffe produziert werden, die im Trinkwasser stören. Mit den Folgen der lästigen Zunahme von Diatomeen in überdüngten (eutrophierten) Binnengewässern befaßt sich der Umweltschutz.
Durch ihre interessanten Lebensäußerungen, ihre ansprechenden Formen und Strukturmuster sind sie anziehende Untersuchungs- und Beobachtungsobjekte für Forschung und Unterricht. Der vorliegende Band vermittelt die Grundlagen der Diatomeenkunde.