Kognitive Strukturbildungsprozesse und soziokulturelle Evolution
Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Entwicklung von Farbbegriffssystemen
Klaus Schubert
Was sind eigentlich Farben? Sind es die Pigmente eines farbigen Objekts? Ist es das Licht selbst, das vom Objekt aufs Auge fällt? Sind es die elektro-chemischen Signale der Netzhaut? Könnten wir ohne unsere abstrakten Begriffe überhaupt Farben unterscheiden, und – haben wir diese Begriffe gelernt oder sind sie angeboren? Neueste Forschungsergebnisse deuten auf eine gewisse Rehabilitierung der Goetheschen Farbenlehre. Aber die Mehrschichtigkeit des Phänomens macht einen noch ungewöhnlicheren, nämlich soziokulturellen Einstieg möglich. Die Vielfalt von Farbbegriffssystemen im Kulturvergleich (die alten Griechen kannten z.B. keinen abstrakten Begriff für Grün) dient als Ausgangspunkt der vorliegenden Studie. Es wird die Frage gestellt, ob sich die Ebenen der neurophysiologischen, kognitiven und kommunikativen Farbkonzepte in einem evolutionstheoretischen System/Umwelt-Verhältnis beschreiben lassen. Schliesslich gewinnt ein neuartiger Informations- und Beobachtungsbegriff dabei an Kontur.