Komik und Sakralität
Aspekte einer ästhetischen Paradoxie in Mittelalter und früher Neuzeit
Anja Grebe, Nikolaus Staubach
Daß Lachen und Komik der Klerikermoral und Mönchsaskese des Mittelalters suspekt gewesen seien und sich nur als Ausbruch volkstümlich-karnevalesker Gegenkultur zu artikulieren vermocht hätten, gehört zu den Vorurteilen über das auch in diesem Sinne als «finster» geltende Zeitalter. Die Beiträge dieses Bandes zeichnen ein etwas anderes Bild. Sie konzentrieren sich auf das bemerkenswerte und für modernes Empfinden geradezu schockierende Nebeneinander von Komik und Sakralität in zahllosen Zeugnissen mittelalterlicher Literatur, Kunst und Lebenswelt. Es wird gezeigt, daß man darin nicht etwa eine Ausnahmeerscheinung und subversive Regelverletzung zu sehen hat, sondern vielmehr den Ausdruck einer theologisch und anthropologisch fundierten Ästhetik, die den Paradoxien der Rechnung trägt.