Konturen der Entgrenzung
Die Ökonomie der Neuen im Denken von Thomas Hobbes, Francis Bacon und Joseph Alois Schumpeter
Caroline Gerschlager
Die Neuzeit hat die Produktion des Neuen und den systematischen Abbau von Begrenzungen seit ungefähr vierhundert Jahren zum Prinzip erhoben. Der Entgrenzung im Denken folgt die Universalisierung und Expansion des ökonomischen Systems. Diese Entgrenzung im ökonomischen Denken ist das Thema des Essays von Caroline Gerschlager. Anhand dreier Skizzen werden beispielhaft die Fundamente moderner Ökonomik herausgearbeitet: Mangel und Knappheit (Hobbes), Wissen und Erkenntnis (Bacon), Innovation und das Neue (Schumpeter). Sie verdeutlichen die Begrenztheit modernen Denkens und verweisen auf die Aktualität und Bedeutung der Probleme, die mit diesem Denken verbunden sind. Im Essay zu Hobbes beispielsweise wird deutlich, daß am Ausgangspunkt der modernen Ökonomik die Entwicklung einer spezifischen Rationalität steht, die vom Mangel beherrscht und auf das Maßlose gerichtet ist – eine Perspektive, deren Aussichtslosigkeit schon von Hobbes eindringlich beschrieben wird: Unbegrenzte Bedürfnisse können nicht befriedigt werden, sondern erzeugen den Mangel auf einer höheren Stufe wieder neu. Früheren Epochen war dies alles andere als selbstverständlich. Die Griechen hatten keine Vorstellungen von unbegrenzten Bedürfnissen. Aus ihrer Sicht stellen unbegrenzte Bedürfnisse eine Gefahr für eine ausgeglichene Persönlichkeit und ein stabiles Gemeinwesen dar. Grenzenlose Begierde ist besorgniserregend und bedeutet Vermessenheit. Bei Hobbes wird dagegen erstmals das abstrakte Prinzip der Knappheit, zum Grundpfeiler seines politischen Denken und – später – zum konstituierenden Prinzip der Ökonomik.