Leben als „Gleichgewichtsstörung“
Erfahrungen des Fremdseins in den Romanen Markus Werners
Stefan Greif, Phillipp Haack, Günter Helmes
Das Romanwerk des 1944 geborenen Schweizer Autors Markus Werner ist bevölkert von Figuren, deren „existenzielle Deplaziertheit“ (Zündels Abgang) ihnen eine seismographische und gegenwartssezierende Kraft verleiht. Gleichzeitig verbindet diese teils manisch reflektierenden Fremdlinge schweres Leid: Melancholie und Misanthropie heißen die Dämonen, zu deren Bekämpfung die Protagonisten immer wieder hinabsteigen müssen in die Untiefen ihrer eigenen Vergangenheit. Was diesen „zitternden Fremdlingen im Heute“ (Der ägyptische Heinrich) dabei scheinbar gelingt, ist – aller aufscheinenden Komik zum Trotz – nicht weniger als die Quadratur des Kreises, unternehmen sie doch den selbsttherapeutischen Versuch einer narrativen (Neu-)Ordnung des Lebens im Angesicht allgegenwärtiger Kontingenz und Sinnlosigkeit.
Aufgrund seiner hochgradig (meta-)reflexiven Erzählweise, die neben literarischen auch philosophische und psychologisch-psychoanalytische Diskurse schöpferisch fortschreibt, zählt Markus Werner zu denjenigen deutschsprachigen Autoren, denen ein prominenter Platz in der zukünftigen Literaturgeschichtsschreibung sicher sein sollte. Das belegt die hier vorgelegte erste Monographie über das Œuvre des mehrfach preisgekrönten Romanciers (u. a. Hermann-Hesse-Preis 1999, Joseph-Breitbach-Preis 2000, Johann-Peter-Hebel-Preis 2002).