Lykische Grabarchitektur
Vom Holz zum Stein
Lore Mühlbauer, Robert Spengler
Die steinerne Grabarchitektur Lykiens aus dem 5./4. Jahrhundert v. Chr. weist in Struktur, Textur und Gestalt Merkmale einer als Vorbild dienenden Holzbauweise auf. Angesichts des drohenden Verfalls des Bestandes an Gräbern wurden mit Schwerpunkt auf ihre konstruktive Interpretation insbesondere die freistehenden Gräber Limyras erfasst und untersucht.
Zur Ableitung einer Holzbauweise wird das System einer lykischen Steckkonstruktion vorgeschlagen: Die hölzernen Ursprungsbauten bestehen aus ein oder mehrteiligen Trägern und Stützen, die an ihren Knotenpunkten so ausgebildet sind, dass sie miteinander verbunden ein stabiles räumliches Ganzes bilden. Die Identifizierung der Details und die Entwicklung einer speziellen lykischen Holzkonstruktion stützen die These, lykische Steinbauten seien dauerhafte Abbilder vergänglicher Holzarchitektur. Die konkrete bauliche Umsetzung in Form von Versuchsbauten gibt eine Vorstellung davon, was lykische Holzarchitektur gewesen sein könnte.
Die Untersuchung konstruktiver und gestalterischer Entwurfsprinzipien zeigt, dass die Abmessungen sowohl der Gesamtgebäude als auch der konstruktiven Elemente nicht direkt aus den Steingräbern auf die hölzernen Ursprungsgebäude übertragbar sind. Interessant ist die Häufung ganzzahliger Proportionen und der Nachweis von Fußmaßen in der lykischen Grabarchitektur, da beides auf durchkomponierte Baukonzepte schließen lässt.
Die hier vorliegende Arbeit soll demnach als Diskussionsgrundlage die durch bauliche Experimente überprüften Thesen erhärten und offene Details aufzeigen.