Membra disiecta
Inhalt und Wirkung der Bibliothek des Göttinger Professors Lüder Kulenkamp (1724-1794)
Annette Pozzo
Die Büchersammlung des Göttinger Universitätsprofessors und reformierten Pastors Lüder Kulenkamp (1724-1794) bildet mit über 9.000 Handschriften, Abschriften, Inkunabeln und Drucken ab 1501 die viertgrößte private Gelehrtenbibliothek Göttingens im 18. Jahrhundert. Die Sammlung ist ausschließlich über den 1796 gedruckten Auktionskatalog sowie zwei, mit Käufer- und Preisangaben versehene durchschossene Exemplare dokumentiert. Über inhaltliche Aussagen hinaus, die den hybriden Charakter der Sammlung als Arbeitsinstrument und bibliophile Kollektion zugleich offenlegen, versucht die Arbeit, unter Einbeziehung von Marginalien und handschriftlichen Einträgen Kulenkamps sowie von in Vorlesungen benutzten bzw. in eigenen Publikationen zitierten Titeln, ein Bild des gelehrten Büchersammlers und -lesers an seinem Standort und zu seiner Zeit zu vermitteln. Die durchschossenen Exemplare des Versteigerungskatalogs bilden quellenorientiert die Basis für bibliothekarisch motivierte Käufe seitens der Bodleian Library, der herzoglichen Bibliothek Gotha und der Universitätsbibliothek Göttingen sowie für privat motivierte Käufe seitens Studenten, Buchantiquariaten und akademischen Sammlern, die das Erstellen gesellschaftlicher und individueller Rezeptions- und Leserbiographien ermöglichen. Der in Bibliotheken gelangte Bestand der Büchersammlung wird darüberhinaus im Sinne einer Provenienzaufarbeitung per Autopsie erschlossen.