Mensch: Moral – Religion
Kant-Lektüren aus der polykontexturalen Gesellschaft
Martin Carmann
Warum genügt Kants Subjekttheorie den Anforderungen der modernen Gesellschaft nicht mehr wirklich? Unter Bezugnahme auf Derrida und Luhmann werden die Grundzüge einer Theorie menschlicher Individualität in der polykontexturalen Gesellschaft entworfen. Aufgrund dessen wird gezeigt, wie Kant das ontologisch unscharfe «Ich denke» der Erkenntnistheorie in seiner Handlungstheorie resubstantialisiert, um ein verantwortliches Subjekt zu generieren. Das anschließende Kapitel betrachtet die paradoxe Konstruktion des kategorischen Imperativs: Menschen sollen vernünftig handeln, um irgendwann doch glücklich zu werden. Die Arbeit dekonstruiert Kants Religionsphilosophie: Weil der Standpunkt der reinen Moral nicht beziehbar ist, gibt es auch keine singulär «wahre» Religion. Religiöse Gehalte können nur auf ihre soziale Funktion hin befragt werden.