Mühlen
Bayerische Archäologie 2/2023
Roland Gschlößl
Die klassische Mühle mit Wasserrad ist heute im Aussterben begri?en oder oft nur noch ein Museumsobjekt. Einst war das Land übersät mit Mühlen, die eine wichtige Rolle im Wirtschaftsle-ben spielten. Jeder Bauer musste bei einer bestimm-ten Mühle der Umgebung sein Getreide mahlen las-sen. Mühlen galten als verrufene Orte und Müller als unehrlicher Beruf.
Vom Mahlstein über Handdrehmühlen zur Wasser- und Windmühle: Der Mensch entwickelte im Lau-fe der Geschichte die Mühlentechnik immer weiter fort. Im Römischen Reich entstehen die ältesten uns bekannten wasserbetriebenen Mühlen – auch in Bay-ern, wie Befunde in Ingolstadt-Etting, Dasing oder München-Perlach zeigen. Archäologisch gut unter-sucht sind die frühmittelalterlichen Wassermühlen von Dasing an der Paar in Schwaben und Großhöbing an der Schwarzach in Mittelfranken. Durch Holzer-haltung im Feuchtboden lassen sich Teile der Müh-len rekonstruieren. Es waren kleine hölzerne Mühl-gebäude von wenigen Quadratmetern.
Im Lauf des späteren Mittelalters und der frühen Neuzeit nehmen die Mühlen immer größere Dimen-sionen an. Und ihre Funktionen werden immer viel-fältiger. Neben Getreidemühlen gibt es nun beispiels-weise auch Papier-, Säge- oder Ölmühlen, Hammer-werke und in Franken auch Windmühlen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden viele Getreidemühlen zu Kunstmühlen umgebaut, wo die industrielle Mehl-verarbeitung in Großanlagen erfolgt, die zum Teil bis heute fortbestehen.