Mütter wie Iokaste
Die Königin in uns
Karin Afshar
Iokaste ist keine Nebenfigur, alles andere als unwichtig – sie ist die Mutter von Ödipus und sie war es, die ihrem Sohn (ahnte sie, dass es ihr Sohn war, der vor ihr stand?) sagte: „Erfahre niemals, wer du bist!“ Und das, wo doch am Tempel des Apoll die Aufforderung an jeden steht: „Erkenne dich selbst!“ Verhinderung von Leben geht nicht deutlicher. Und sie spielte – halbwissentlich – ein doppeltes Spiel; ob sie sich an einer patriarchalischen Gesellschaft rächen wollte – sei jetzt einmal dahingestellt.
Iokaste – Mutter von Ödipus. Laios, dem König von Theben, und ihr prophezeit ein Orakel, dass, wenn ihnen ein Sohn geboren wird (auf den sie lange gewartet haben), dieser seinen Vater töten und seine eigene Mutter heiraten würde. Nach der Geburt ihres Sohnes glaubt Iokaste, dem vom Orakel vorausgesagten Schicksal dadurch zu entkommen, dass sie das Kind töten bzw. aussetzen lässt. Sie übergibt Ödipus einem Hirten, der ihn im Wald mit zusammengebundenen und durchstochenen Füßen zurücklassen soll. Aber der Hirte hat Mitleid mit dem Kind und übergibt es einem in den Diensten des Königs von Korinth stehenden Mann, der es wiederum seinem Herrn bringt. Der Junge wächst in Korinth heran, ohne zu wissen, dass er nicht der echte Sohn des Königs von Korinth ist. Das Orakel von Delphi verkündet ihm später, dass es sein Schicksal sei, seinen Vater zu töten und seine Mutter zu heiraten. Daraufhin beschließt der junge Mann, diesem Schicksal zu entgehen, indem er nicht zu ihnen, die er immer noch seine Eltern glaubt, zurückkehrt. Auf dem Rückweg von Delphi gerät er in einen heftigen Streit mit einem alten Mann, verliert die Selbstbeherrschung und tötet diesen Mann.