Mythen und Rituale des Alevitentums
Zur Religionssoziologie einer Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten
Horst Baier, Haki Gürtas, Erhard Roy Wiehn
Alevitentum wurde bis heute sowohl unter theologischen als auch unter religionssoziologischen Gesichtspunkten kaum erforscht; es war bis vor kurzem der Wissenschaft nahezu unbekannt. In den bisher erschienenen Publikationen wurde das Alevitentum zumeist unter politischen, nationalistischen und traditionell islamischen Standpunkten betrachtet, wogegen mit diesem Werk eine Betrachtung des Alevitentums als eigenständiger Glaubensgemeinschaft vorgelegt wird. Dadurch, daß die Aleviten über Jahrhunderte blutigen Sanktionen und dem Einfluss von Seiten des Islams ausgesetzt waren, ist es einerseits wichtig, die besonderen Anziehungs- und Abstossungsprozesse zwischen Islam und Alevitentum, andererseits die Verbindungen und Ähnlichkeiten zwischen Zoroastrismus und Alevitentum herauszuarbeiten Die Intention des vorliegenden Buches liegt darin, das Wesen des Alevitentums und die im Ritual verborgene alevitische religiöse Weltansicht mit Hilfe der religionssoziologischen Analyse der zentralen Mythen und Rituale zum Sprechen zu bringen, um zu zeigen, dass das Alevitentum nach seiner Deutung sucht. Das Alevitentum wird genauso wie andere Religionen und ihre Weltdeutungen als historischen Wandlungsprozessen unterworfen begriffen. In dieser Hinsicht lässt es sich nicht als in sich festes Deutungssystem, sondern als Habitualisierungsprozess verstehen.