Nacht auf die Handfläche
Erzählungen
Kai Gutacker
Nachtcroupière im Casino, Ärzte in Brasilien, ein Literaturprofessor, ein Formel-1-Fahrer und
viele andere unscheinbare und exzentrische Menschen bewohnen die Exotik des Alltags,
bringen sich absichtlich in Ausnahmesituationen oder geraten hinein, während sie versuchen,
Veränderungen aus dem Weg zu gehen. Ob in Südamerika, Russland oder Deutschland, ob in augenblickhaften Ausschnitten oder größeren Zeiträumen – Gutacker gelingt es, außergewöhnliche Konstellationen detailliert vor Augen zu führen, die sich am Rande des psychischen oder physischen Absturzes bewegen oder direkt in den Abgrund weisen.
Die lose miteinander vernetzten Erzählungen widmen sich Begebenheiten, die das Fantastische im scheinbar Gewöhnlichen offenbaren. Sie folgen den Figuren auf die abschüssige Ebene ihrer Einsamkeit. Darauf sind ihre Begegnungen immer gefährdet, den Drift ins Fiasko oder in die Komödie des jeweiligen Charakters zu beschleunigen. Die temporeich erzählten Geschichten entfalten verschiedene Perspektiven, innerer Monolog und diskrete Beschreibung eines Werdegangs wechseln einander ab. Die Nacht bildet ein Leitmotiv, in den durchwachten Nächten scheint sich die Zeit zu dehnen, Auswege rücken in weite Ferne, Vergnügungen wachsen sich zu Katastrophen aus, manchmal ist ein kleines leuchtendes Display das einzige Fenster, an dem wir warten.