Nationenbilder in der spanischen Region Kantabrien
Ansichten zu Deutschland nach der Wiedervereinigung
Joachim Bach
Nationenbilder sind schon seit langer Zeit ein wichtiger Aspekt beim Umgang mit anderen Nationen und prägen nicht nur die Berichterstattung in den Medien und politische Begegnungen, sondern auch das alltägliche Miteinander zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Das große Gebiet der Stereotypenforschung spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle, da eine so umfangreiche Gemeinschaft wie ein Staat nur durch Verallgemeinerung erfasst werden kann und die gegenseitigen Ansichten von Stereotypen, Klischees, Vorurteilen, Images oder sogar Feindbildern geprägt werden. Es gibt zu diesem Themenbereich zahlreiche Untersuchungen und Veröffentlichungen, bezogen auf Deutschland besonders im Vergleich mit Nachbarländern und historischen Kriegsgegnern. Beides trifft auf die Beziehung zum spanischen Königreich nicht zu, so dass dieses Verhältnis bisher nicht primär Gegenstand von wissenschaftlichen Studien war. Mit der europäische Staats- und Finanzkrise und dem Streit um Sparprogramme und der Suche nach Wegen aus der problematischen Lage ist aber auch das Deutsch-Spanische Verhältnis stärker in den Focus der Öffentlichkeit gerückt. Nach der deutschen Wiedervereinigung ist dies die erste große Belastungsprobe des iberisch-germanischen Verhältnisses. Joachim Bach untersucht in seiner Studie das Deutschlandbild in einer spanischen Region, dem nordspanischen Kantabrien. Die Grundlage dafür bildet eine selbst durchgeführte Meinungsumfrage in den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung. Es wird geprüft, ob sich die Betrachtung Deutschlands und der Deutschen durch dieses historische Ereignis in Kantabrien verändert hat. Darüber hinaus gibt Bach einen grundlegenden Überblick über die Grundlagen der Stereotypenforschung sowie über die Zielregion. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Funktion von medial geprägten Sekundärerlebnissen und konkret gemachten Primärerlebnissen. Die nordspanische Region Kantabrien eignet sich für eine solche Umfrage aus Sicht des Autors besonders, da unterschiedliche cluster, also spezifische Untersuchungsgruppen, innerhalb der kantabrischen Bevölkerung gebildet werden können, um die Bilder derjenigen mit Primärerlebnissen mit solchen zu vergleichen, die ihre Ansichten ausschließlich auf medial beeinflussten Sekundärerlebnissen gründen. Als eines der Ergebnisse der Untersuchung wird einmal mehr deutlich, wie veränderungsresistent die stereotyp geprägten traditionellen Nationenbilder sind, so dass sich anscheinend selbst weder nach der Wiedervereinigung noch der aktuellen Wirtschaftskrise das Deutschland-Bild der Kantabrier bzw. Spanier grundlegend verändert hat.