„Nun falten Sie den Zettel …“
Wahlen in der DDR in der Überlieferung der Staatssicherheit (1949-1961)
Bernd Florath, Gudrun Weber
Regelmäßig ließ sich die SED vom ihrem Volk in Wahlen bestätigen, doch es war keine Wahl zu treffen. Nur zuvor genau geprüfte Kandidaten standen auf dem Wahlschein, den die Bürgerinnen und Bürger lediglich zu falten und in die Wahlurne zu stecken hatten. Der ganze Vorgang wurde nicht nur im Volksmund, sondern selbst von den Wahlorganisatoren als „Zettelfalten“ bezeichnet. Die SED tat dabei mithilfe der Staatssicherheit alles, um dem „Zettelfalten“ den letzten Rest eines Herrschaftsrisikos zu nehmen.
Die hier vorgelegten geheimen Dokumente spiegeln die Aktivität des Ministeriums für Staatssicherheit bei der Überwachung und Analyse der Wahlen von der Staatsgründung bis ins Jahr 1961. Sie zeigen die Verfolgung von Opponenten ebenso wie die Maßnahmepläne, die den erwünschten Verlauf sichern sollten. Die Analysen der Wahlergebnisse und ihr Vergleich mit den Veröffentlichungen belegen die Maßlosigkeit des Zustimmungsverlangens der SED. Sie zeigen auch, dass es regionale Konfliktschwerpunkte gab und dass das Ausmaß von Einschüchterung und Gleichgültigkeit der Menschen einem Ereignis gegenüber riesig war, das die Bezeichnung Wahl nicht verdiente.