One Way Ticket
Aus der Hölle zurück zur Venus
Lilith Schwarzeneck
Sie hat schon ordentlich vom Schicksal etwas abbekommen, die Ich-Erzählerin dieser Prosa, doch eigentlich hat das Schicksal einen Namen, hier als „Mr. Snow“ vorgestellt und vorgeführt: Ein Mann, der Kälte für gut und nützlich hält, wie sein Nickname schon andeutet, hat der jungen Frau das Herz gebrochen – fast. Aus einer emotionellen Abhängigkeit, die an Obsession und Selbstaufgabe grenzt, hat sie sich freizuspielen zu neuer Eigenständigkeit.
Dieser Weg kann kein gerader sein, hat Haken und Stolperdrähte – so zu reagieren und zu agieren, wie es ein junger Mann in ähnlicher Situation täte, klingt einfach und ist es, wie wir lesen können, mitnichten. Wo eigene Ansprüche und Vorstellungen mit der oft missratenen Realität zusammenstoßen, entsteht so manches hässliche und schmerzvolle Knirschen.
Dass die Erzählerin am Ende als eigentlich neue Person wieder aufgestanden, quasi wiederauferstanden ist, verdankt sie ihrer inneren Kraft, aber auch einigen hilfreichen Personen, die als Spiegel und Reflektoren wirken – speziell eine Ms. Wonderful und eine Ms. Red. Doch – und dies stellt die Erzählung sehr konkret in die heutige Realität der Generation Y – diese Freundinnen sind ständig präsent ohne Anwesenheit, denn viele der zitierten Dialoge, auch tiefsinnige Gespräche finden im Netz statt. Und wenn auch schon, wie bei Daniel Glattauer, ganze Romane auf Mailverkehr beruhen, so fehlt bei Lilith Schwarzeneck völlig jedes Erstaunen, jede Irritation darüber, dass Nähe nicht mit nahe lebend identisch sein muss.
Frech und unmittelbar kommen die Sätze daher, tiefe Betroffenheit und Zerrissenheit gehen einher mit hintergründigem Humor, manchmal auch mit derbem Witz. Es ist keine neue Sprache, die die Autorin gefunden hat, doch hat sie viel Neues in und an sich: eine Sprache der Direktheit, die dennoch zu originellen Metaphern findet, ein Klang der Musik hat und dem zugleich schrille Töne da und dort zu eigen sind. Und also eine durchaus neue Stimme, eine junge Stimme aus Niederösterreich, deren erste Erzählung Großes erwarten lässt, aber bereits Großes einlöst.