Panik in der Badehose
Fritz Rabensteiner
Meine Frau und ich liegen am Strand von Beau Vallon auf den Seychellen. Sie räkelt sich in der Sonne und ich liege da wie eine dieser Riesenschildkröten, die hier heimisch sind. Auch in Bezug auf Aktionsradius und Tempo sind wir uns sehr ähnlich. Also die Schildkröten und ich. Uns unterscheidet lediglich die Tatsache, dass ich keine Eier lege und keinen grünen Salat esse. Diese friedlichen Tiere werden übrigens sehr alt. Kein Wunder, die tun auch nichts den ganzen Tag, und das auch noch sehr langsam. Beneidenswert. Ich bin jetzt auch schon sehr alt. 60 Jahre, kaum zu glauben, und mehrfacher Großvater. Meine Großväter sahen mit 60 aus wie 80 und rochen wie 100. Aus Nase und Ohren wuchsen ihnen Sträucher und sie trugen Unterwäsche aus Feinripp und kurze Lederhosen, die schon den Polenfeldzug überstanden hatten. Und wenn sie einem in diesen kurzen Hosen gegenüber saßen, dann kamen manchmal Dinge zum Vorschein, die besser im Verborgenen geblieben wären. Ich hingegen sehe immer noch unglaublich attraktiv aus, obwohl man sich in sechs Jahrzehnten natürlich den einen oder anderen Schaden einfängt. Ist bei Autos nicht anders, da steckt man einfach nicht drin. Auch der Lack glänzt nicht mehr wie bei einem Neuwagen, da will ich ihnen nichts vormachen, aber mit ein bisschen Politur ließe sich bestimmt noch eine Käuferin finden. Gut, die Prostata ist größer geworden und ich pinkle nur mehr im Morsealphabet, aber das ist in diesem Alter völlig normal. Ein wenig stolz bin ich darauf, obwohl das natürlich dämlich ist, dass ich mich noch nie einer Darmspiegelung unterziehen musste. Bei mir werden hinten herum keine Kabel verlegt, auch nicht unter Narkose. Da wird ein Schlauch mit einer Kamera reingeschoben, und auch noch völlig gegen die Fahrtrichtung. Was soll das denn? Ich kenne Männer, die lassen sich das freiwillig machen. Und auch noch regelmäßig. Deren Dickdarm wurde schon öfter fotografiert als der Eiffelturm.