Paul Scharner: Position Querdenker
Wie viel Charakter verträgt eine Fußballkarriere?
Lars Dobbertin
Autobiografie eines Fußballprofis mit eigenem Wertesystem
„Paul Scharner spinnt“, sagen die Einen. „Paul Scharner ist Individualist und Vorbild“, sagen die Anderen. Fest steht: Der ehemalige österreichische Fußballer polarisiert.
Ein vorbildlicher Fußballer…
Während seiner aktiven Karriere im stromlinienförmigen Geschäft Profifußball blieb Paul Scharner sich stets selbst treu. Auf seiner Haben-Seite stehen 221 Premiere-League-Einsätze, 40 Mal wurde er in den Kader der österreichischen Nationalmannschaft berufen, er wurde Meister und Cup-Sieger mit Austria Wien, war Profi beim Hamburger SV und feierte seinen größten Triumph, als er mit Wigan Athletic den FA-Cup gewann. Seine Karriere war von Beginn an durchgeplant; er war einer der ersten, die mit einem Mental-Coach arbeiteten. Als vierfachem Familienvater war ihm das Wohl der Familie andererseits stets wichtiger als die nächste Stufe auf der Karriereleiter.
…der den Aufstand wagte
Und dann gibt es da die vermeintlich dunklen Flecken: das Zerwürfnis mit Jogi Löw zu seiner Zeit bei Austria Wien. Einmal gab Scharner seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt, ein anderes Mal flog er aus dem Kader. Und aus Frust über das Profigeschäft bat er schließlich um eine vorzeitige Vertragsauflösung beim HSV. Ende 2013 beendete Scharner seine aktive Karriere.
In dieser spannenden Autobiografie, die Paul Scharner zusammen mit dem Sportjournalisten Lars Dobbertin vorlegt, schildert der Ex-Profi seinen zwiespältigen Weg durchs Fußballgeschäft und zerrt eine unbekannte Seite des Profifußballs ans Licht: Er berichtet von gewalttätigen Mannschaftskollegen, Vertragsbrüchen und nie eingelösten Versprechen. Aber er lässt auch seine Kritiker zu Wort kommen.
Mit Beiträgen von Oliver Kreuzer (Ex-Sportchef des Hamburger SV), Peter Linden (österreichische Journalisten-Legende), Wolfgang Knaller (ehemaliger österreichischer Torwart mit über 700 Ligaspielen) und anderen.