Politische Korrektheit
Des Westens neue Religion
Thomas Seifert
Religion spielt im Westen scheinbar keine Rolle mehr! Die (Post-)Moderne hat Religiosität angeblich längst überwunden! – Dieses Buch vertritt die Antithese. Es gab in der Moderne einen Wandel von Heilsutopien – wie etwa dem traditionellen christlichen Glauben – weg hin zu einer säkularen Erlösungssucht und Heilserwartung im Hier und Jetzt.
Der moderne westlich-amerikanisch geprägte Glaube an eine »gute« oder »richtige« politische Gesinnung wird von deren Anhängern genauso unhinterfragt empfunden wie der Glaube an eine höhere Macht oder Ordnung in einer herkömmlichen Religion. Dementsprechend unterscheidet sich deren kompromisslose Haltung und Intoleranz gegenüber Andersdenkenden auch nicht von anderen metaphysisch-religiös motivierten Fanatikern.
Die politische Korrektheit duldet kein Abweichen von der »reinen Lehre«, denn das wäre ja inkorrekt und somit falsch. So toleriert diese Ideologie keine andere politischen Ansichten und sieht in ihnen stets nur falsche oder gar gefährliche Denkweisen. Der politische Mitbewerber wird zum politischen »Feind« erklärt und diesem spricht man – wie einem »Ungläubigen« – das Recht ab, sich am öffentlichen Diskurs zu beteiligen.
Die politische Korrektheit tritt so in die blutigen Fußstapfen voriger Gesinnungsdiktaturen, die alle immer nur für »das Gute« kämpften. Ihnen gemeinsam ist ein religiöser Eifer, ein inszenierter Kampf Gut gegen Böse, der im Falle der politischen Korrektheit bisher nur noch zu keinen offenen Bürgerkriegen und Schlachten geführt hat. Dafür sind die Proponenten dieser Gesinnungsdiktatur auch zu klug. Sie haben erkannt, dass es viel effizienter ist, auf den Geist einzuwirken, als plump den Körper zu malträtieren. Ein langfristiger Erfolg ist dann zu erreichen, wenn andere aus freien Stücken und mit tiefer, am besten religiöser Überzeugung die Auffassung vertreten, für das »Gute« oder »Richtige« zu stehen.
Damit stellt sich sogleich die Frage, wie weit Österreich oder die BRD von einem totalitären System noch entfernt sind. Eine Umkehr tut also Not, sie muss aber vor allen Dingen ideenreich sein. Ohne eine diesen Tatsachen entgegengesetzte, ausdrücklich nicht an der Tagespolitik ausgerichtete Weltanschauung wird eine potenzielle Rettung vor uns selbst ausbleiben.
Thomas Seifert versucht in seinem Erstlingswerk, ein möglichst fundiertes und dennoch für jedermann verständliches, mit vielen Beispielen versehenes Bild der politischen Korrektheit zu zeichnen. Ohne große Umschweife und Scheuklappen zeigt er die Wurzeln dieser religiös aufgeladenen Ideologie auf und bemüht sich, einen roten Faden von der Ideengeschichte bis hinauf zu aktuellen Irrwegen der politisch Korrekten sichtbar zu machen.
Es ist damit auch ein Buch, das es erstmals wagt, die politische Korrektheit ganz konkret und nachvollziehbar als das zu entlarven, was sie ist: die neue Religion der westlich-universalistischen Elite.