Problemkredite und ihr Management in Genossenschaftsbanken von Schlaefke,  Mike

Problemkredite und ihr Management in Genossenschaftsbanken

Eine empirische Analyse der Ausgestaltung und Determinanten unter Berücksichtigung governance-spezifischer, finanzieller und makroökonomischer Einflüsse

Banken im Allgemeinen und Genossenschaftsbanken im Speziellen haben seit einigen Jahren mit sinkenden Margen in einem herausfordernden Marktumfeld zu kämpfen. Die anhaltende Niedrigzinsphase, die steigende Regulierungskomplexität, die fortschreitende Digitalisierung des Bankgeschäfts und der zunehmende Wettbewerbsdruck sind nur einige der Entwicklungen, die einen unmittelbaren Druck auf die Rentabilität der Kreditinstitute ausüben. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, können Banken verschiedene Maßnahmen ergreifen. Neben einer Generierung von Größenvorteilen, einer Anpassung des Geschäftsmodells an die veränderten Rahmenbedingungen oder einer Erweiterung der Managementfähigkeiten, kann sich bspw. auch eine Steigerung der internen Prozesseffizienz als vorteilhafte Handlungsoption erweisen. Dies gilt auch für das Management von Problemkrediten, denn notleidende Kredite – worunter grundsätzlich Sanierungs- und Abwicklungsengagements zu verstehen sind – senken durch Vermögensverluste, Zinsausfälle und intensivere Betreuungsleistungen die Rendite eines Kreditinstituts. Um Ausfälle von Kreditnehmern zu vermeiden bzw. den damit einhergehenden Schaden für eine Bank zu minimieren, kommt dem effektiven und effizienten Management von Problemkrediten gerade in Zeiten sinkender Erträge und steigender Auswände eine besondere Bedeutung zu. Dies gilt insbesondere für jene Banken, deren Kerngeschäft in der Kreditvergabe liegt, wozu die Genossenschaftsbanken zählen.

Das Management von Problemkrediten hat grundsätzlich den aufsichtlichen Anforderungen der BaFin zu genügen (MaRisk). Allerdings enthalten diese Vorgaben verschiedene Öffnungsklauseln, die den Banken Freiheiten im Rahmen der individuellen aufbau- und ablauforganisatorischen Ausgestaltung des Kreditgeschäfts einräumen. Zudem existieren weitere Empfehlungen des BVR, über deren Anwendung die Genossenschaftsbanken selbstständig bestimmen können. Gleichwohl stellen auch diese nur ein Grundgerüst dar. Es resultiert ein organisatorischer Gestaltungsspielraum, der einen Einfluss auf die Effizienz des Problemkreditmanagements und damit auch auf die Höhe der Problemkredite haben kann. Empirische Erkenntnisse sind in diesem Bereich bislang nicht besonders zahlreich vorhanden gewesen. Bisherige empirische Arbeiten betrachten fast ausschließlich makroökonomische und/oder finanzielle Einflussfaktoren, die zur Erklärung von Problemkrediten herangezogen werden. Deutsche Genossenschaftsbanken fanden aber auch in diesen Untersuchungen bislang keine Berücksichtigung. Mit dieser Gegebenheit wurde die übergeordnete Zielsetzung der Arbeit begründet: Das Ziel besteht in einer umfassenden empirischen Untersuchung der Ausgestaltung des Problemkreditmanagements von Genossenschaftsbanken sowie der Determinanten von Problemkrediten unter Berücksichtigung governance-spezifischer, finanzieller und makroökonomischer Einflussfaktoren.

Zu dieser Analyse wurde eine Primärerhebung in Form einer standardisierten Befragung durchgeführt. Die Analyse der gewonnenen Daten zeigt zum einen, dass die Aufbau- und Ablauforganisation zwischen den Genossenschaftsbanken unterschiedlich ausgestaltet ist und zum anderen dass die Wahl der genutzten Freiheiten einen Einfluss auf die Problemkredite hat. Neben governance-spezifischen Determinanten bestimmen darüber hinaus auch finanzielle und makroökonomische Determinanten die Problemkredite von Genossenschaftsbanken.

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